Saisonrückblick 2007
Medienpräsenz und Wetterkapriolen
Ein Rückblick auf die Strahlersaison 2007
Gesteigertes Interesse
Die Strahlerei war im vergangenen Jahr in aller Munde. Noch nie wurde so viel über die Suche nach den wertvollen Mineralien berichtet, wie in der abgelaufenen Saison. Verantwortlich für diese Entwicklung war sicher die aufwändig gestaltet Ausstellung der „Riesenkristalle“ vom Planggenstock. Franz von Arx und Paul Känel mobilisierten Tausende von Besuchern, die sich die aussergewöhnliche Schau in der alten Kirche zu Flüelen nicht entgehen lassen wollten. Die Medienpräsenz war dementsprechend gross und zeigte einer breiten Öffentlichkeit, was es bedeutet, tage-, ja wochenlang in den Bergen unterwegs zu sein, um diese Schätze zu bergen. In das gleiche Bild passte der Auftritt von Dosi Venzin, der mit seinem unvergleichlichen Witz und viel Schalk in der Fernseh-Talkshow von Kurt Aeschbacher die Zuschauer begeisterte. Das grosse Interesse an der Strahlerei werte ich als positiv. Es belebt den Handel an den Mineralienbörse, erfrischt unser Vereinsleben und bringt vielleicht auch neue Mitglieder hervor. Als Anbieter von zwei öffentlichen Mineralienexkursionen im Voralptal konnte ich am eigenen Leib erfahren, wie gross das Interesse und wie beliebt solche Anlässe sind. Innert weniger Tage waren die beiden Anlässe restlos ausgebucht und eine lange Warteliste musste geführt werden. Ein erhöhtes Interesse und gesteigerte Erwartungen waren auch anhand der gelösten Strahlerpatente zu erkennen. Dieser Effekt war bereits im Jahr 2004 feststellbar, als der Jahrhundertsommer 2003 für schwindende Gletscher und damit einhergehende, ausserordentliche Kristallfunde besorgt war.
Die Vision vom Haus der Kristalle
Von der eingangs erwähnten Euphorie konnte leider unser Mineralienmuseum nicht in dem erwarteten Rahmen profitieren. Die erneut mit viel Einsatz und Herzblut gestaltete Ausstellung in Seedorf stand ein wenig im Schatten der stark präsenten Riesenkristalle in Flüelen. Daran konnte leider auch die im Schloss A Pro benachbarte Ausstellung der Neat-Mineralien nichts ändern. Es ist schade, wenn vorhandene Kräfte und Ressourcen nicht zum Wohle der Besucherinnen und Besucher gebündelt werden. Die Vision von einem „Haus der Kristalle“, einem gemeinsamen Dach für die unglaubliche Mineralienvielfalt in Uri, einem Hort für unsere einmalig schönen Bodenschätze, muss wohl noch reifen und gedeihen. Ich hoffe, dass dieser Gedanke eine Chance erhält.
Und immer wieder Schnee
Meteorologisch betrachtet, weckte das erste Halbjahr natürlich Erinnerungen an den Sommer 2003. Schneearmen Wintermonaten folgte ein traumhaft warmer April, der die eh schon spärlich vorhandene Schneedecke arg in Bedrängnis brachte. Doch wie war es doch schon wieder mit der alten Strahlerweisheit: „Nicht der Winter ist entscheidend, der Sommer frisst den Schnee!“ Der an dieser Stelle bereits schon einmal zitierte Spruch traf leider auch in der zurückliegenden Strahlersaison 2007 den Nagel voll auf den Kopf. Mehrere Kaltfronten brachten in den Sommermonaten immer wieder Schnee bis in tiefere Lagen. Auf der Voralphütte, mit 2126 m über dem Meeresspiegel eher tief gelegen, kamen die Schneeschaufeln jeden Monat mindestens einmal zum Einsatz. Trotz der wenig konstruktiven Haltung von Petrus uns Strahlern gegenüber, ergaben sich zahlreiche Gelegenheiten für Strahlertouren. Der wohl in dieser Art einmalige Wetterrhythmus, der die Schönwettertage immer auf das Wochenende fallen liess, bescherte dem berufstätigen Strahlervolk manch gelungenen Samstag. Wehe dem, der jeweils am Dienstag seine verdienten Ruhetage einziehen musste!
Neu gewonnene Freizeit
Martin Gamma von Schattdorf, ein fleissiger Strahler im Brunnital bei Unterschächen, war von diesen Regelmässigkeiten, da frisch pensioniert, weniger abhängig. Er nutzte seine neu gewonnene Freizeit und fand auf intensiven Strahlgängen in seinem Lieblingstal prächtigen Axinit. Anders als von mir in Heft 3 / 2007 (Bericht von der Altdorfer Mineralienbörse) geschrieben, liegt der Fundort am Wäspen, nicht wie fälschlicherweise behauptet am Chridenloch. Ich entschuldige mich an dieser Stelle bei Martin Gamma. Am Wäspen tritt der Taveyannaz-Sandstein an die Oberfläche und schafft damit erst die Voraussetzungen, den begehrten Axinit überhaupt zu finden. Ein weiterer prominenter Strahler geniesst ebenfalls seit kurzem den wohlverdienten Ruhestand. Franz Sicher von Gurtnellen hatte genügend Zeit, um neben der Fischerei ein paar erfolgreiche Streifzüge rund um den Furkapass zu tätigen. Ebenfalls erfolgreich ans Werk ging Fredi Desax, der in der gleichen Region einen schönen Fund ans Tageslicht beförderte.
Der Planggenstock-Effekt
In der Göscheneralp war dieser Effekt am heftigsten zu spüren. Zahlreiche Strahlerequipen richteten ihre Lagerstätten rund um Lochberg und Feldschijen ein. Mit viel Einsatz wurde verdächtigen Anzeichen nachgegangen, Quarzbänder bearbeitet und Fels abgetragen. Manchmal aber hilft einfaches Warten, bis die wärmenden Sonnenstrahlen die verborgenen Schätze aus dem vermeintlich ewigen Eis befreien. Die Strahlerfamilie Tresch von Goldau barg auf diese Weise herrlich glänzenden Morion am Fusse eines kleinen Gletschers. Von dem himmeltraurigen Diebstahl ein paar Jahre zuvor immer noch stark geprägt, liessen sie die Stufen umgehend ins Tal fliegen. Ein besonders komfortables Biwak erstellte die Strahlergemeinschaft Breitenmoser. Auch ihnen war es vergönnt, wertvolle Fracht mit dem Helikopter zu bergen.
Pflege der Infrastruktur
Franz von Arx widmete sich diesen Sommer in erster Linie dem Ausbau der Infrastruktur am Planggenstock. Sein langjähriger Partner Paul von Känel liess sich diesen Sommer „pensionieren“ (schon wieder einer) und genoss nun unbeschwerte Strahlgänge bei Tageslicht. Die Pflege der Einrichtung stand auch bei Ruedi Dubacher und Beat Wiprächtiger am Winterstock zuoberst auf der Pendenzenliste. Die beiden errichten vor ihrer Kluft eine Schutzbaute.
Gletscherschmelze
Trotz manchmal winterlichen Verhältnissen schmolzen die Gletscher auch diesen Sommer. Dies erlebte ich selber auf sehr eindrückliche Art unter dem Sustenhorn. Ende Juni fand mein Bruder hart am Eis eine Kluft, die wir gemeinsam bearbeiteten. Das Gelände war steil und wir mussten ständig auf Steinschlag vom darüber liegenden Gletscher achten. Mitte Oktober kletterte ich dem Gletscherrand entlang, in der berechtigten Annahme, jeden Moment auf unsere Juni-Kluft zu stossen. Nach erfolglosem Hin und Her fand ich schliesslich 20 Meter! weiter unten das besagte Loch. In den steilen, von der Sonne aufgeheizten Platten schreitet der Prozess der Gletscherschmelz extrem voran. Die zahlreichen Eisabbrüche des vergangenen Sommers sprechen eine deutliche Sprache.
Kleine, aber feine Fundstücke
Am gleichen Ort fand der ausgezeichnete Gebietskenner Oskar Traxel ein paar herrliche Fadenquarze aus einer Stufenkluft. Weiter westlich konnten Sepp Jauch, Marcel König und ich aus einer Kluft schöne Quarzstufen bergen. Ebenfalls glücklich verlief die Exkursion, die ich mit dem Studienkreis Zürcher Mineraliensammler durchführen konnte. Nebst anderen erfolgreichen Teilnehmern, fand Olivier Roth eine wirklich sehenswerte Quarzstufe. Am gleichen Tag und im selben Tal waren auch Teilnehmer der UMF-Exkursion erfolgreich unterwegs und bargen ein paar exquisite Stücke. Ein Fadenquarz mit aufgewachsener Illmenitrose war dabei das Highlight des Tages und wurde am Abend gebührend gefeiert.
Der Mantel des Schweigens
Ich bin überzeugt, dass im vergangenen Sommer sehr viele und schöne Mineralien im Kanton Uri entdeckt wurden. So sind mir schöne Funde aus dem Maderanertal, vom Sustenpass, aber auch vom Tiefengletscher und vom Galenstock bekannt. Ich möchte an dieser Stelle aber meine kurze Rückblende auf die vergangene Strahlersaison abschliessen. Viele Strahlerkollegen ziehen es vor, im Hintergrund zu bleiben. Sie schätzen keine Medienpräsenz.