Kompressorwand
In den Feden "Kompressorwand", 5c - 7c
Besonders im Frühsommer, wenn der Schnee weg ist und die Temperaturen im angenehmen Bereich liegen, bietet die Kompressorwand ein äusserst lohnendes Ziel. Die bis zu 35 m langen Routen entlang von Rissen, Verschneidungen und über Platten sind ein optimales Training für die wohl noch kommenden MSL-Routen im Granit. Mit von der Partie war Stine, die den ganzen Winter fleissig mit unserer Trainingsgruppe unterwegs war und sich für diesen Tag ein paar freie Stunden gönnte.
Die Göscheneralp lag noch in friedlicher Ruhe, als wir die wenigen Minuten zum Einstieg pilgerten. Weiter oben glänzte der Schnee, der sich dieses Jahr besonders zäh gegen seine Vergänglichkeit wehrt. Genüsslich richteten wir uns im Basislager ein, peilten aber schon bald die ersten Routen an. Gerne überliess ich Stine den Vortritt und das erstmalige Klippen meiner neuen Expressschlingen. Wie gewohnt waren die ersten paar Kletterbewegungen meinerseits etwas zaghaft und unkoordiniert, schon bald aber stellte sich der gewohnte Kletterfluss ein: Die Sache begann echt Spass zu machen!
Nach dem Start im linken Wandteil, wo die Linien etwas steiler, aber gutgriffig sind, wechselten wir in den zentralen Bereich. Hier finden sich ein paar sehr lohnende und lange Wege, die bestens abgesichert sind. Gerne erinnere ich mich an unsere ersten Versuche in dieser Wand, die bereits 1984 erfolgten. Als knapp 18-jähriger Stift bohrte ich zusammen mit meinem Bruder und unserem amerikanischen Freund Cliff Crego drei Routen von Hand ein, wobei eine davon - "Cliifs Crack" - im oberen Teil schon damals nur mit Keilen und Friends abgesichert wurde.
Dank der fantastischen Sanierung und Erweiterung durch Ruedi Bunschi stehen nun fast zwanzig Routen bis 7c im Angebot - perfekt abgesichert und vorbildlich geputzt. Und das Beste: "Cliffs Crack" blieb im oberen Teil clean und macht immer noch viel Freude bei einem Durchstieg. Natürlich wollte auch Stine diesen wie mit einem Messer geschnittenen Riss in ihr Palmarès aufnehmen. Etwas rechts davon wartet mit dem "Nadelriss" eine weitere Traumlinie auf Wiederholungen. Wer Rissklettern liebt, wird auch mit "Tatanka" (linke Variante) glücklich werden. Allerdings folgt oben eine längere, wenn auch strukturierte Plattenpassage. Noch etwas glatter ist der rechte Ausstieg von "Tatanka", besonders der Übergang beim Plattenbuckel erfordert gute Fusstechnik.
Zu guter Letzt genossen wir noch "Sepps Traumpiaz", eine gemütliche Tour zum Ausklettern entlang einer Schuppe. Dann aber lockte das Bier und feiner Kuchen bei Seraina im Gasthaus Gwüest. So macht ein Klettertag wirklich Freude! Besten Dank an Stine und immer wieder gerne auf einen weiteren Klettertag.