Il nodo infinito
Sasso Tròlcia "ll nodo infinito", 7b, 12 SL
Nach drei Durchstiegen in dieser steilen Route war das Thema "Il nodo infinito" für mich eigentlich erledigt. Im Team mit Dani und Richi (2009), mit Wasi (Mai 2013) und zuletzt mit meinem Bruder Kurt (Sept 2013) erlebte ich beeindruckende Kletterstunden in der fantastischen Route und kannte sie nun genügend. Die Anfrage von Beat reizte mich aber trotzdem: Wie würde es sich wohl rund 15 respektive 11 Jahre nach diesen Begehungen anfühlen? War ich den zu erwartenden Anforderungen trotz zunehmendem Alter noch gewachsen? Umdrehen können wir ja jederzeit, sagte ich mir und gab Beat die Zusage zu diesem Projekt.
Die Fahrt nach Someo und der wacklige Marsch über die Hängebrücke verliefen ohne Schwierigkeiten. Am Einstieg verwöhnte uns Beat mit einem feinen Kaffee. Wir sprachen dabei nur wenige Wort und schielten immer wieder in die Wand hoch. Für Beat, der das erste Mal unter dieser steilen Fluh stand, war dies spürbar ein Respekt erheischender Anblick. Die erste Länge mit ihren braun gefärbten Gneisplatten sieht aber auch furchterregend glatt aus.
Bald schon legte Beat stillschweigend los und stieg souverän über die plattige Startlänge zum ersten Standplatz hoch. Am zweiten Stand zückte ich den Fotoapperat und wollte den nachsteigenden Beat ins rechte Bild setzen. Oh weh! Der Akku blinkte kurz, wenig später tauchte die Kamera in den Schlafmodus. Verflixt, ich hatte doch gestern noch die Batterie komplett aufgeladen! So konzentrierten wir uns von nun an auf die Kletterei und kämpften uns über die immr wieder auftauchenden, kniffligen Einzelstellen höher. Bei der Schlüsslstelle der 4. Länge musste ich - wie gewohnt - zu "Silber" greifen und die arschglatte Stelle technisch überwinden.
Mit zunehmender Höhe pfiff uns der einsetzende Nordwind immer unangenehmer um die Nase. Das Sichern am Stand wurde zur Schlotterpartie. Aufgeben war aber kein Thema. Wir kämpften uns weiter entlang von Verschneidungen, feinen Schuppen und Dellen und kauerten jeweils am Standplatz ganz nah an den Fels, um wenigstens ein bisschen Schutz vor dem unbarmherzigen Gesellen zu haben. Die letzte, unlohnende Seillänge schenkten wir uns und seilten zügig wieder zu Boden.
Mit jeder zusätzlichen Abseilstrecke liess der Wind spürbar nach. Auf dem grossen Band beim 5. Standplatz genossen wir sogar Windstille, was es uns endlich erlaubte, eine verdiente Prise Schnupftabak in die Nasenlöcher zu ziehen. wie gut schmeckte doch das immer noch heisse Kaffee unten am Wandfuss, während dem wir die ganze Kletterei nochmals Revue passieren liessen. Eine Stunde später wärmte uns die feine Pizza beim Flugplatz in der Magadino-Ebene vollends auf.
Besten Dank an Beat für den hart erkämpften Kletter- und Schlottertag am Sasso Tròlcia!
"Il nodo...", eine Kreation von Clauco Cugini im Alleingang (6b,6b+,6b,7b,6a+,7a,6c,6c+,6c,6c+,6b+,6a) beginnt direkt am Wanderweg zur Capanna Alzasca und führt in den ersten drei Längen über leicht staubige Platten. Dann aber folgt steile, sehr abwechslungsreiche Gneiskletterei an Leisten, Rissen, Verschneidungen...alles was das Kletterherz begehrt. Viel Spass allen potentiellen WiederholerInnen!
Bitte entschuldigt die geringe Qualität der Handy-Bilder. Wie geschrieben, streikte leider mein Fotoapparat.