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Cheselenfluh

Cheselenfluh
"Roter Punkt", 6c, 7 SL
"Blauer Chäfer" 6a+, 5 SL

Ein buntes Farbenspiel an der Cheselenfluh! Mit der sehr lohnenden Route "Roter Punkt" hatte ich seit dem September 2023 noch eine alte Rechnung offen. Mitten in der strengen Strahlnersaison und dementsprechend mit wenig Klettertraining hatte mich die 3. Seillänge damals völlig ausgelaugt. Das musste doch entspannter zu klettern sein! Beat war an diesem Brückentag nach Auffahrt 2024 gerne bereit, mit mir ins Melchtal zu fahren und zur Cheselenfluh hochzusteigen.

Während wir so am Einstieg sassen und ein verdientes Znini verdrückten, tauchten plötzlich zwei bekannte Gesichter aus dem lichten Wald hervor. Roli und Stefan, beide ebenfalls Mitglieder der "Urner Kletterfinken UKF", wollten den steilen Obwaldner Kalk erkunden, was sicher auch dem Umstand geschuldet war, dass im Schächental noch ordentlich viel Schnee lag. Rasch einigten wir uns bezüglich einer Routenwahl, bei der wir uns nicht gegenseitig in die Quere kamen.

Angesichts der im Frühling noch vielfach schuttbehafteten Bänder in der Cheselenfluh sicher keine schlechte Lösung, wenn man auf parallel verlaufenden Routen unterwegs ist. Nach ein paar Aufwärmübungen startete ich in die erste Länge, die gleich beim 3. Bohrhaken eine knifflige Plattenstelle bereit hält. Weiter oben ist dann Henkelklettern die Art der verlangten Fortbewegung. Beat folgte zügig nach und spulte sogleich auch die zweite Länge ab. Im Nachstieg schonte ich bewusst meine Arme und liess mir etwas mehr Zeit als gewohnt. Schliesslich folgte ja nun das Herzstück der Route mit dem ominösen "Roten Punkt".

Konzentriert querte ich das brüchige Band zu Beginn der Länge, puderte nochmals die Finger mit Magnesia und startete schliesslich in die steile und lange Wandpassage. Welch ein Unterschied zum vergangenen Sommer: Alle Griffe empfand ich als deutlich grösser und komfortabler zu greifen. Das regelmässige Hallentraining schien Früchte zu tragen. Der kniffligen Stelle beim roten Kunstgriff folgte schliesslich eine längere Risssequenz, die zunehmend anstrengender wurde. Das Schlussbouquet bildete eine liegende Verschneidung, die mit guter Fusstechnik aber deutlich einfacher zu klettern ist, als es den Anschein macht.

Auch Beat glückte ein tadelloser Durchstieg, weshalb wir uns gegenseitig gratulierten und einen herzhaften Schnupf in die Nasenhöhlen zogen. Noch war die Sache nicht ganz im Sack. In der 5. Seillänge wartete die nominell schwerste Stelle der Route, die scheinbar schon einige Aspiranten auf einen sauberen Durchstieg abgeworfen hat. Mit einem Griffwechsel an einem winzigen Untergriff und sauberem Hinstehen löste sich diese Stelle aber zufriedenstellend auf. Beat wählte eine andere Variante und konnte ebenfalls reüssieren. Die zwei letzten Teilabschnitte bescherten uns nochmals herrliche Klettermeter in gemässigteren Schwierigkeitsbereichen. Der finale Dachquergang forderte mich aber nochmals, da seine Griffe nass und schmierig waren. Mit frohlockendem Herzen klinkte ich mich schliesslich in den letzten Stand ein. Es war geschafft! Beat strahlte ebenfalls beim Erreichen des unbequemen Stands und nahm dankbar eine Prise Schnupf in Empfang. In fünf Manövern erreichten wir abseilend den Wandfuss, lagerten neue Kalorien ein und querten schliesslich zum Einstieg vom "Blauen Chäfer".

Von feinem Sprühregen begleitet, vom benachbarten Wasserfall durch thermischen Aufwind herübergetragen, durchstiegen wir in abwechselnder Führung die fünf griffigen Seillängen. Zu Beginn empfanden wir die neuralgischen Griffe als bereits etwas abgeklettert und leicht speckig. Weiter oben verschwand dieser Eindruck. Dafür wurde der Raum unter den Sohlen immer luftiger. Die Abseilfahrt liess uns nochmals konzentriert ans Werk gehen. Die fixierten Seile, mit denen man sich aus dem freien Hängen zurück in die Wand zieht, bestehen zum Teil nur noch aus dem Seilkern - der Mantel ist komplett futsch. Jene Abschnitte, die zum Heranziehen dienen, sind aber noch intakt. Trotzdem waren wir froh, endlich wieder festen Boden unter den Füssen zu haben. Zwei tolle Routen mit einem lässigen Kletterpartner: Was will man mehr? Besten Dank, Beat!