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07. Mai 2017

L'Ortale
Nach unserer etwas unkonventionellen Überfahrt mit der Fähre, für die wir zwei Anläufe benötigten (die erste Fähre wendete wegen technischen Problemen nach fast zwei Stunden Fahrt auf dem offenen Meer) landeten wir in Bastia und fuhren gleich weiter ins Restonica-Tal bei Corti. Sogleich besuchten wir ein erstes Klettergebiet, was mit einem weiten Fussmarsch verbunden war, da ein Unwetter die Brücke kurz hinter dem Campingplatz "La Tuani" weggerissen hatte. Dort reichte es allerdings nur für zwei Routen, bevor ein heftiger Hagelsturm uns zum Rückzug zwang. Ein wahrhaft schlechter Auftakt für unsere Kletterferien!

Schon bald aber schien wieder die Sonne und unser Tatendrang war ungestillt. Mit dem Sektor L'Ortale, eingangs Restonica-Tal und direkt an der Strasse gelegen, bot sich aber ein ideales Gelände für den angebrochenen Klettertag. Der Fels war rasch abgetrocknet und lud uns förmlich zum Klettern ein. Das Gebiet besteht aus vier völlig unterschiedlichen Sektoren und dient dem Kletternachwuchs von Corti als Trainingsgelände.

Wir starteten im Sektor "Poisson d'avril", wo lange Platten, eine senkrechte technische Wand und Überhänge im Angebot standen. Die Routen sind perfekt abgesichert und liessen uns erstmals Tafoni-Genuss kosten.

Weiter links steht mit "Festa Zitellina" sogar eine Zweiseillängen-Route im Angebot, die stark überhängend vorbei an den alten Mauern einer ehemaligen Zitadelle empor führt und erstaunlicherweise nur mit 5c bewertet ist. Was hätten wohl die Wächter der Zitadelle für Augen gemacht, wenn zur damaligen Zeit das Klettervolk so ungeniert an ihrer scheinbar sicheren Festung vorbei geklettert wäre.

Weiter rechts findet man den Sektor Stella / Luna, dem die zugleich schönsten Routen "Stella" und "Luna" als Namenspate zur Seite standen. Die zwei Linien begeistern durch wunderschöne Tafoni-Löcher, die bisweilen messerscharf zu fassen sind und den Grad 6a allerdings nicht übersteigen. Etwas sportlicher gestaltet sich "Sempre cu te", wobei nur ein einzelner Boulderzug die Bewertung von 6c rechtfertigt, der Rest ist wieder genussvoller Tafoni-Traum.

Unsere siebenköpfige Truppe fand hier genügend Spielraum, um das Kletterfieber nach dem verhagelten Start ausgiebig zu lindern. Irgendwann machte sich aber der Hunger bemerkbar und das Licht schwand ebenfalls. Idealerweise liegt gleich in unmittelbarer Nähe ein empfehlenswertes Speiserestaurant, wo wir einen gemütlichen Abend bei typisch korsischem Essen verbrachten. Nach den Startschwierigkeiten war dies nun doch ein sehr gelungener Einstand in unsere Kletterferien. Vollgeschlagen fuhren wir zurück zum Camping "La Tuani" und verbrachten neben dem rauschenden Wildbach eine friedliche Nacht.