Ladrescio
Klettergarten Ladrescio, 5c – 7a
Die anhaltende Trockenheit im Tessin und eher garstiges Wetter im Norden liessen uns erneut Richtung Süden fahren. Diesmal waren wir zu dritt unterwegs: Mit Beat und Stine war ich in Begleitung meiner zwei treuesten Seilgefährten der letzten Jahre. Da konnte ja absolut nichts mehr schief gehen! In Gorduno lösten wir dank dem QR-Code problemlos die digitale Fahrbewilligung für das holperige Strässchen ins Valle die Gorduno. Zahlreiche Schlaglöcher und Haarnadelkurven später lenkte ich beim markanten Wasserreservoir mein Gefährt auf den markanten Ausstellplatz. Ab hier mussten wir zu Fuss über das zu Beginn noch steile Weglein aufsteigen und standen nach wenigen Minuten am bequemen Wandfuss.
Wir schwenkten sofort nach links weg und starteten – begleitet von fetziger Musik aus dem Ghettoblaster der bereits aktiv tätigen Seilschaft – in unsere Aufwärmrouten. Der Gneis in diesem Wandbereich ist sehr griffig, die Neigung eher moderat und die Absicherung perfekt. Ideale Voraussetzungen um auf Betriebstemperatur zu kommen! Mit «Epicondio» (7a) stand schon bald die nominell schwierigste Linie im Gebiet auf dem Programm. Grosse Freude erfüllte mich, als mir eine erfolgreiche «Alzheimer-Onsight»-Begehung glückte. Beim Ablassen klinkte ich mich mit der «Nabelschnur» an einen Bohrhaken über der Schlüsselstelle und seilte mich los.
Aus dieser Position konnte ich nun die anschliessenden, erfolgreichen Begehungen von Stine und Beat fotografisch festhalten. Meistens sieht man ja bei Bildern, die vom Wandfuss geschossen werden, nur mehr oder weniger entzückende Hinterteile. Aus der Vogelperspektive oder zumindest von oben entstehen doch eindeutig bessere und aussagekräftigere Sujets. Nach absolvierter Fotosession erbarmten sich meine zwei SeilpartnerInnen, warfen mir das rettende Seil wieder zu und liessen mich nach dem Einknüpfen wieder wohlbehalten zu Boden gleiten. Allein in der Wand oben – nur an einem Bohrhaken fixiert - wäre ich ohne Seil gewaltig in der Bredouille gesessen. Scheinbar habe ich meine zwei Freunde in den letzten Jahren doch nicht so schlecht behandelt…
Wir dislozierten in den zentralen Sektor und widmeten uns den eher plattigen Linien über einen formschönen Pfeiler. An einer extrem griffarmen Stelle warf es mich zweimal unerwartet ab. Der Schuh wollte hier einfach nicht haften. Zurück am Einstieg ging mir dann ein Licht auf: Meine Kletterfinken waren definitiv hinüber! Wo einst schwarzer Gummi für gute Adhäsion sorgte, zeigte sich nun weisses Grundgewebe, welches nun wirklich nicht so gut für die mageren Reibungsdellen geeignet ist.
Einen weiteren, eher doch weiten Sturz in einer der folgenden Routen durfte ich aber nicht den Kletterschuhen «in die Schuhe schieben». Hier war ich schlichtweg zu blöde, nach einem dynamischen Zug die passende Leiste mit den Fingern optimal zu erhaschen, was unweigerlich zum Abflug führte. Somit war auch das Trainingskapitel «Vermeiden der Sturzangst» für diesen Tag erfolgreich absolviert.
Mit wund gekletterten Fingern, schmerzenden Zehen und müden Armen packten wir gegen Abend unser Material zusammen und machten uns auf den Heimweg. Besten Dank an Stine und Beat für diesen genussvollen Klettertag und das aufmerksame Sichern. Es hat echt Spass gemacht!