Lago di Agaro
Lago di Agaro, 6a, 6 SL
Am Eingang in den großen Naturpark Alpe Devero, sozusagen am höchsten Punkt des Valle Antigorio, bildet der Lago di Agaro ein interessantes Ausflugsziel. Man erreicht den See von Baceno aus, wo man auf keinen Fall versäumen sollte, einen Abstecher zur alten Pfarrkirche San Gaudenzio zu unternehmen. Das letzte Strassenstück steigt über eine Strecke von rund 4 km an, wobei sich asphaltierte und nicht asphaltierte Abschnitte abwechseln, und führt zum Eingang eines langen und finsteren Diensttunnels der Enel, der von dem Staudamm des Lago di Agaro ausgeht.
Der Tunnel sollte unbedingt zu Fuß oder mit dem Fahrrad durchquert werden. Mit dem Auto kann nirgends gewendet oder bei dem Gegenverkehr gekreuzt werden. Zudem ist der Parkplatz beim Staudamm sehr begrenzt.
Ein kurzer historischer Rückblick: der 1938 erbaute Staudamm von Agaro ließ das Walserdorf Agaro in den Fluten versinken, neben den übrigens auch aufgegebenen Flecken Salecchio und Ausone eines der ältesten und bedeutsamsten Dörfer dieser Art. Der See liegt mitten im Grünen und bietet so ein Panorama, vor dem sich sehr gut entspannen lässt. Aus den kristallklaren Wassern des Sees tauchen bei Niedrigwasser die Dachfirste der Häuser und die Spitze des Campanile der alten Kirche des versunkenen Dorfes auf.
Am Ende des künstlichen Sees steigt man über steile Grasflanken zu einer markanten, schwarzen Plattenflucht hoch. Es bieten sich zahlreiche Mehrseillängenrouten an, die von markanten Quarzbändern durchsetzt sind. Die Kletterei ist steil, wenn auch nicht senkrecht und verlangt eine gute Fusstechnik. Die Absicherung ist sehr gelungen ausgefallen verlangt aber immer wieder ein Wegklettern von letzen Bohrhaken.
Da der Wetterbericht für den Nachmittag Gewitter angesagt hatte, wollten wir uns beeilen. Leider bremste eine Seilschaft vor uns den Kletterfluss. Wir konnten aber beruhigt folgen, da sich der Himmel immer noch gnädig zeigte. Im schlimmsten Fall wären wir über die eingerichtete Abseilpiste wieder rasch am Wandfuss gewesen.
Die Kletterei mit den unzähligen Quarzleisten und Querbändern ist bei guter Technik sehr kraftsparend. Gewöhnungsbedürftig sind die kleinen Schuppen, denen man zu Beginn nicht so recht traut, die aber erstaunlich fest mit dem Fels verbunden sind. Mir persönlich gefiel diese Art zu klettern ausgezeichnet, da ich während des Strahlersommers wohl Fingerkraft eingebüsst hatte, aber dafür starke Waden erlangt hatte.
Bei immer noch freundlichen Wetterbedingungen erreichten wir das Top und seilten über die Route zurück. Dank der eher kompakten Felstrukur zischten die Seile wie Peitschenhiebe an uns vorbei, wenn wir sie für die nächste Abseilfahrt abzogen. Schon bald genossen wir den wohlverdienten Trunk am Einstieg und machten uns auf den rutschigen Abstieg über die steilen Grasflanken. Dabei war die Angst vor Schlangen bei mir grösser als jene vor einem Ausrutscher. Trocken erreichten wir den 2.5 km langen Stollen, an dessen Ende unser Auto abgestellt war. Es waren vier gelungene Klettertage rund um Domodossola!