Valletta "Curzio"
Sanierung der Route "Curzio" am Pizzo Valletta oberhalb vom Gotthardpass, 6c, 4 SL
Als Berufsstrahlner wartet man im Sommer sehnsüchtig auf die Schneeschmelze und das Freilegen der fündigen Kluftzonen. Da in diesem Sommer der Altschnee ab Höhenlagen von 2500 Meter eher hartnäckig liegen blieb, konnte ich mit gutem Gewissen weitere Kletter- und Sanierungsprojekte in Angriff nehmen.
Am Pizzo Valletta über dem Gotthardpass war ich schon seit einigen Jahren aktiv und sanierte unsere alten Routen aus den Achtziger-Jahren. Mittlerweile sind auch noch neue Linien dazugekommen. Lange habe ich mit mir gerungen, ob ich die von Dritten eröffnete ""Curzio", deren verzinkte Schlaganker vor sich hinrosteten, ebenfalls sanieren sollte. Eigentlich hatte mich diese Route immer ein bisschen gestört, kreuzt sie doch im unteren Teil unsere Linie der "Via Angelo" und tangiert im oberen Teil die "Butterfly" und nochmals die "Via Angelo". Klar waren diese zwei Linien vor der Sanierung sehr spärlich ausgerüstet und daher sehr selten begangen worden. Daher kann ich den Erstbegehern der "Curzio" nicht einmal böse sein, rüsteten sie die neue Route doch sehr nutzerfreundlich mit plaisirmässigen Hakenabständen ein - leider halt mit verzinktem Material.
So sprang ich nun definitiv über meinen Schatten und zog mit einem schweren Rucksack hoch zum Einstieg. Im gesicherten Soloaufstieg begann ich mit der Sanierung der "Curzio" und ersetzte die vorhandenen Haken 1:1 mit Inoxmaterial. In der zweiten Seillänge erlaubte ich mir aber ein Umplatzieren von zwei Haken, da diese etwas abseits der Linie platziert und umständlich zu clippen waren. Bald hing ich am zweiten Stand unter dem Steilaufschwung und sortierte das Material für den Angriff in die Schlüssellänge.
Gleich zu Beginn ist ein kleiner Überhang zu meistern. Mein Sicherungsseil war eng am Standplatz fixiert und verlief im Aufschwung haargenau über messerscharfe Quarzstrukturen. Bei einem Sturz ins Grigri wäre dabei mein Seil höchstwahrscheinlich in Mitleidenschaft gezogen worden. Ich wollte aber hier keinesfalls einen Totalabsturz riskieren und griff daher dankbar zu den vorhanden Fixpunkten. Weiter oben konnte ich das Fixseil optimaler an einem neuen Bohrhaken fixieren; in der Folge verlief der Rest dieser schweren Länge auch deutlich entspannter.
Die vierte Länge mit einer giftigen Plattenstelle war in der Folge rasch saniert und schon bald konnte ich mich beim Wandbuch oben etwas zur Ruhe setzten. Angesichts der drohenden dunklen Wolken im Westen fädelte ich aber zügig die Seile in den Abseilring ein und glitt in drei Manövern wieder zum sicheren Wandfuss. Kurz vor dem ersten Regenguss war mein Plunder im Rucksack verstaut und ein geschütztes Plätzchen unter einem grossen Stein bezogen. Hier sass ich den viertelstündigen Schauer "am Schärmä" ab und überbrückte die Wartezeit mit der einen oder anderen Prise Schnupftabak.
Die Route "Curzio" ist nun wieder optimal saniert und bietet abwechslungsreiche Kletterei in bestem Fibbiagneis. Auf diesem Topo [3 060 KB]
(pdf-Datei) erkennt man den Routenverlauf im unteren Teil. Der obere Teil ist dann gut anhand der Bohrhaken zu finden.