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Middle Cathedral Rock

Middle Cathedral Rock
"East Buttres" 5.10.c, 11 SL

Dieser formschöne Pfeiler gehört zu den "Fifty Classic Climbs of North America" und verdient diesen Eintrag zu Recht. Direkt gegenüber des El Cap gelegen, bietet er eine Fülle an schönen Kletterstellen. Genau wie die berühmte "Nose" am El Cap, wurde auch die "East Buttres" von Warren Harding erstbegangen.

Und wie beim legendären Schlussüberhang an der wohl berühmtesten Kletterroute der Welt, bohrte Harding auch am Middle Cathedral Rock die Schlüssellänge mitten in der Nacht. Als das damalige Erstbegeherteam am Abend nicht zurück ins Camp 4 kam, stiegen besorgte Freunde von Harding nachts zum Einstieg hoch und riefen in die Dunkelheit hinaus: "How is the bivouac?" "Bivouac? Hell, we're still climbing" war die knappe Antwort von Harding, dem wilden Kerl der fünziger Jahre. Und schon bald hörten sie am Einstieg unten das monotone Hämmern, als Harding das nächste Bohrloch in Angriff nahm...

Der Ostpfeiler führt leider nicht ganz zum Gipfel, sondern endet in zweitdrittel Höhe. Hier ist aber die Tour noch nicht zu Ende, verlangt doch der Abstieg über den ominösen Kat-Walk noch etwas Aufmerksamkeit. Schon etliche Seilschaften unterschätzten die Länge der Route, fanden in der einbrechenden Dunkelheit den Rückweg durch die steile Rinne nicht und mussten schliesslich eine kalte Nacht lang auf den Sonnenaufgang warten.

Da wir keinen Bock auf ein ungeplantes Biwak hatten, stiegen wir zeitig zum Einstieg hoch, wo gerade eine Dreierseilschaft die erste Länge in Angriff nahm. Da der Seilerste die Route bereits von einer früheren Begehung her kannte, reihten wir uns gerne hinten ein. So hatte wir sicher keine Orientierungsprobleme. In der vierten Länge liessen sie uns aber freundlicherweise doch den Vortritt. In abwechselnder Führung waren wir schliesslich auch um einiges effizienter unterwegs, allerdings mussten wir unseren Weg jetzt selber suchen.

Die Route bietet nicht die gewohnte, reine Risskletterei, sondern verläuft mehrheitlich durch Verschneidungen, die man piazzend hinter sich bringt. Ausser in der Schlüsselstelle, die wie erwähnt von Harding "erbohrt" wurde, ist kein fixes Material vorhanden. Das Selberlegen macht in dieser Route aber gehörig Spass und ist auch absolut problemlos. Schon bald erreichten wir den Ausstieg und fanden auch ohne Verhauer den langen Weg zurück durchs Gully.

Sieben Stunden nach Aufbruch verstauten wir wieder unser Material im Wohnmobil. Es war mittlerweilen 14 Uhr und doch ein bisschen zu früh für das erste Bier. So wechselten wir rüber zum Manure Pile Buttres und kletterten noch einmal "Nutcracker" und "After Seven", was dann gesamthaft 22 Seillängen für diesen genialen Tag hergab.