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Lagua

Lagua
Schon oft während einer Fahrt ins Tessin habe ich zwischen Biasca und Bellinzona die verschiedenen Felsbuckel am rechten Talhang studiert. Per Zufall stiess ich dann im Internet auf ein Gebietstopo, welches genau aus dieser Region stammt.

Der nachösterliche Schnee bis in die Niederungen der Alpen-Nordseite war dann Anlass genug, einen weiteren Abstecher ins Tessin zu wagen. Mein Bruder Kurt war glücklicherweise ebenfalls angetan, wieder einmal typischen Tessiner Gneis unter den Fingern zu spüren.

Mit einem frühen Start kamen wir problemlos durch das Nadelöhr am Gotthard und parkierten bereits um 9 Uhr unser Gefährt am Ende der schmalen Strasse, die von Rodaglio zum kleinen Weiler Lègri hochführt. Der angenehme halbstündige Fussaufstieg zum Pfeiler bei Lagua war in der Folge ein ideales Aufwärmtraining.

Der Fels ist problemlos zu finden und bietet zwei Varianten für den Einstieg. Das zwar breite, aber leicht geneigte Mittelband war die von uns gewählte Option. Allerdings muss man sich immer bewusst sein, dass es darunter weitere 25 Meter bis zum Wandfuss geht. Wie schnell ist da ein Schuh oder ein Rucksack verschwunden, geschweige denn ein unvorsichtiger Kletterer.

Die zweite und sichere Möglichkeit ist der Aufstieg bis zum schöngelegenen Gipfel, dessen Plateau umzäunt ist, und den Einstieg in die Wand dank vieler Umlenker erlaubt.

Der Fels kommt als typisch gebänderter Gneis daher, mit vielen Dellen und Kanten. Ab und zu sind es auch Risse und Verschneidungen, die ein Höhersteigen vereinfachen.

Wir starteten ganz links und waren von den ersten drei Routen im Bereich 5b-6a nicht wirkich überzeugt. Je weiter nach rechts wir kamen, desto mehr wuchs unsere Begeisterung für den tollen Fels. Besonders "Lagua" (6a), "Ciao Tiz" (6c+) und "Ciao Max" (7a+) empfanden wir als wirklich lobenswert. Ebenfalls schöne Kletterzüge entlang einer Kante findet man in "Spigolature" (6b+).

Die Schlüsselstellen sind meistens feine Aufsteher oder kurze Boulderzüge. Bei der "Ciao Max" fordert die erste Länge (7a) aber auch die Ausdauerkraft entlang einer Untergriff-Schuppe. Leider ist ausgerechnet an dieser Stelle der Untergrund leicht sandig, was es nicht einfacher macht, die Füsse auf Gegendrück zu platzieren.

Generell ist der untere Teil wieder am Verwachsen. So mussten wir in der ersten Länge der "Arrivani I Cugini da Palermo" (7a) des öfteren Birkenäste zur Seite schieben, bevor wir die Finken auf den doch ziemlich glatten Platten hinstellen konnten. Sogar bei den Bohrhaken schiesst das Grünzeug wieder heraus - unglaublich! Alle Routen vom Mittelband weg sind aber sauber und sehr gut abgesichert. Bei angenehmen Temperaturen und einem erfrischenden Nordwind kletterten wir munter weiter, bis schliesslich alle längeren Routen gemeistert waren.

Die einfachen und kurzen Routen rechts unten liessen wir stehen und besuchten lieber den schmucken Weiler Lagua, der sogar einen eigenen Fussballplatz präsentiert. Weite Abschläge des Balls sind aber sicher mit Verlust deselbigen verknüpft.

Vom erwähnten Plateau am Gipfel blickt man direkt in die gewaltige Parete d'Osogna, in welcher ich mit Dani zwei unvergessliche Tage in der "Apriti Cielo" erleben durfte.
Ein wohl schmeckendes Zabig beendete diesen gemütlichen Klettertag in einem wirklich schön gelegenen Gebiet. Vielen Dank an meinen Bruder Kurt für den gelungenen Klettertag. Es war wieder wie in alten Zeiten...