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Sandbalm "Bijou"

Sandbalmfluh "Bijou", 6b (1p.a), 6 SL
Nach dem genussvollen Klettervormittag am Gandschijen Südpfeiler haben wir noch ein paar Stunden Zeitreserve und pilgeren daher hoch zum Einstieg der Sandbalmfluh. Eine unerwartete Begegnung mit einer sich munter ringelnden Kreuzotter lässt den eh schon hohen Puls kurz eine Stufe ansteigen. Bei Stine sorgt dieser Anblick trotz schweisstreibender Temperaturen einen kurzen Moment für Hühnerhaut - Schlangen sind nicht unbedingt ihre Lieblingstiere!

Am Einstieg treffen wir auf ein deutsch-österreichisches Paar, das nach erfolgter Abseilfahrt über die "Bijou" von trockenen Bedingungen spricht. Sehr gut! Kurt übernimmt den Lead und tänzelt scheinbar mühelos über die Einstiegslänge hoch. Da und dort liegt noch etwas Schmutz und feiner Sand auf den spärlich vorhandenen Tritten und Bändchen, was doch etwas Vorsicht erheischt. Der Schnee ist im Einstiegsbereich zwar verschwunden, aber seine Hinterlassenschaft (Steine, dürres Gras, Holz) klebt noch auf den ersten Metern am Fels. Mit ein, zwei kräftigen Gewittergüssen wird sich das aber sicher rasch bessern.

In der zweiten Länge, die einer perfekt strukturierten Kante folgt, blendet uns die Sonne beim Sichern und Fotografieren. Kurt lässt sich davon nicht beeindrucken und steuert zielstrebig den nächsten, etwas unbequemen Stand an. Stine und ich folgen rasch nach und installieren uns am massiven Muniring. Nun folgt die etwas heikle Startsequenz der dritten Seillänge, die dank einem Riss und der rettenden Querleiste überwunden werden will. Danach folgt noch eine feinstens strukturierte Plattenstelle, bevor man wieder Tempo aufnehmen kann und den nächsten, deutlich bequemeren Stand erreicht.

Viele Dellen und Noppen charakterisieren den vierten Abschnitt. Beim Durchstöbern von alten, bebilderten Tourenbüchern erkenne ich die ursprünglich sehr spärliche Behacknung dieser Platte. Nach unserer 2004 erfolgten Sanierung stecken nun fast doppelt so viele Bolts - für einige Protagonisten aber wohl immer noch zu wenig. Kurz vor dem grossen Dach rinnen ein paar Wasserstreifen über den zerfurchten Granit. In Kombination mit dem noch anhaftenden Schmutz und den brauen Grashalmen ergibt das potentielle Gleitgefahr. Tatsächlich rutscht Kurt wenige Schritte vor dem Stand der Fuss weg; dank einer guten Fingerleiste kann er einen weiten und wohl schmerzhaften Abgang aber glücklicherweise vermeiden.

Über das Dach hilft dann der bekannte p.a.-Bolt, bevor ein Plattentanz zum Beginn der Schlusswand führt. Dieses aufsteilende Wändchen und der heikle Rechtsquergang bilden die Schlüssellänge. Wer auf der richtigen Höhe quert, erleichtert sich das momentane Leben ungemein. Entlang einer Kante geht es direkt hoch zum "Gipfel"-Stand unter der Legföhre. Über die Route "Lichtmeer" seilen wir in 5 Manövern ab und stehen zwei Stunden nach Aufbruch wieder am Wandfuss.

Hier schlüpft Stine in ihre Treckingschuhe und zieht sich die Socken weit über die Hosenbeine hoch. Man weiss ja nie, ob das ringelnde Reptil auf dem Abstieg noch irgendwo auf der Lauer liegt... Heldenhaft übernehmen Kurt und ich beim Abstieg die Spitze unserer Dreierkolonne und vertreiben mit dem letzten Mut der Verzweiflung alles, was da am Weg entlang kreucht und fleucht. Vielen Dank an Stine und Kurt für den intensiven Klettertag am Gandschijen und der Sandbalmfluh. Wir haben wieder soviel gelacht, dass der Muskelkater sich wohl am ehesten in der Bauchregion melden wird.