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Pizzo di Valletta

Pizzo di Valletta
«Mister Quarz», 6a, 3 SL
«Enrica», 6c, 4 SL
«La Mano», 6c, 4 SL
«Pilastro di Valletta», 6a, 3 SL
«Via Angelo», 7a+, 4 SL
«Butterfly», 6b, 4 SL
«Zibeba», 6b, 3 SL
Dieser strahlend schöne Dienstag vor dem Bundesfeiertag verspricht im Talgrund üppige Temperaturen über der 30°C-Marke. Beat und ich entscheiden uns daher für ein Kletterziel in kühleren Regionen. Am Gotthardpass oben, in der sanften Geländekammer des Pizzo di Valletta, herrschen im Hochsommer meist angenehme Bedingungen. Noch im Schatten stehend, schultern wir unsere Rucksäcke und machen uns auf den gemütlichen Zustieg zum 40 Minuten entfernten Wandfuss.

Auf halbem Weg staune ich über den rund 5 m hohen Schneekegel im Bachgrund. An dieser Stelle sprudelte in den Vorjahren das muntere Gewässer bereits schon 5 Wochen früher ungehemmt über die freiliegenden Steine. Das letzte, steilere, blockdurchsetzte Teilstück zu den Einstiegen hoch ist schneefrei und erlaubt dem Bergfrühling die Entfaltung seiner wunderbaren Blumenpracht.

Auf dem bequem ebenen Einstiegsband sitzend, sinnieren Beat und ich über die Wahl der ersten Route. Dass es wohl nicht bei einer Route bleiben wird, merke ich rasch bei meinem Kletterpartner: Beat scheint geladen zu sein und möchte diesen Tag voll auskosten. Mir soll’s recht sein! Wir planen, in erster Priorität jene Routen zu klettern, die Beat noch nicht kennt. Als Aufwärmtour bietet sich da «Mister Quarz» an, die in 3 zunehmend schwieriger werdenden, aber mit max. 6a bewerteten, und daher moderaten Längen zum Gipfelgrat hochführt. Wir fackeln nicht lange und stehen 45 Minuten später wieder unten am Einstieg.

Als nächstes clippen wir die glänzenden Bohrhaken der «Enrica», die in der 3. Seillänge einen weiten Zug an eine runde Kante erfordert. Je nach Körpergrösse kann diese Schlüsselstelle zu einer echten Herausforderung werden. Viel kleiner, als aktuell messend, möchte ich an dieser Passage nicht mehr vorbeiklettern müssen. Der Rest ist dann wieder deutlich gemütlicher.

Wir verpflegen uns nach rascher Abseilfahrt am Wandfuss unten und packen kurz darauf das mitgebrachte Bündel Camalots. In «La Mano» kommen diese praktischen Sicherungsmittel zu ihrem Einsatz. Es gilt, den «cleanen» Finger- und Handriss der 3. Länge abzusichern. Beat kämpft schliesslich vor Ort mit der «Ordnung am Klettergurt», meistert aber den steilen Riss, was er mit einem fröhlichen Jauchzer quittiert. Im Nachstieg muss ich mich nicht mit der passenden Grösse der Camalots herumschlagen, sondern kann diese schön der Reihe nach aus dem tiefen Einschnitt fischen.

Gleich anschliessend, ohne Rückkehr zu den deponierten Rucksäcken, vergnügen wir uns am «Pilastro di Valletta», einer genussvollen Kletterei über den namensgebenden Pfeiler.
Nun steht die Mittagspause auf dem Programm, die wir aber nicht voll ausschöpfen. Uns zieht es weiterhin in die Felsen hoch. Mit der «Via Angelo» gönnen wir uns die schönste Linie im Gebiet zum Dessert. Die vielseitige Mischung aus Riss-, Verschneidungs- und Wandkletterei begeistert mich immer wieder, obwohl ich nun die Route sicher schon zehnmal durchstiegen habe. Mittlerweile bereitet mir auch die Knallerplatte am Ende der 3. Seillänge kein Magengrimmen mehr.

«Für eine Route sollte es noch reichen», meint Beat beim Gipfelbuch oben. «Vielleicht auch für zwei», entgegne ich ihm schmunzelnd. Eine abwehrende Haltung ist bei Beat nicht im Ansatz zu erkennen.
So befinden wir uns nach der mittlerweile bestens vertrauten Abseilfahrt rasch wieder am Wandfuss unten und fädeln in «Butterfly» ein. Auch hier ist das Herzstück die 3. Länge, die im Salbit-Stil durch eine wunderbare Verschneidung hochzieht.

Als Schlussbouquet gönnen wir uns mit «Zibeba» die jüngste Kreation an der Valletta. Wieder ist es die 3. Länge, die am meisten Engagement fordert. Beat klagt über schmerzende Füsse. Auch meine Zehen melden ein zunehmendes Bedürfnis nach mehr Freiraum. Nach 25 intensiven Seillängen und rund 1000 Meter Kletterstecke wundert uns das nicht. So schnüren wir am Einstieg unten unsere Bündel und machen uns mit wackligen Schritten auf den Heimweg. Das Weissbier in Hospental schmeckt hernach vorzüglich! Herzlichen Dank an Beat für diesen reich befrachteten Klettertag am Pizzo di Valletta. So macht es riesig Spass!