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Gross Bielenhorn

Gross Bielenhorn «Black Pearl» 6b+, 7 SL
Angesichts der drückenden Hitze, die für diesen Tag angekündigt worden war, wählten wir mit dem Gross Bielenhorn ein höher gelegenes Kletterziel. Die meisten Routen in der sehr lohnenden Südwestwand kenne ich mittlerweile, noch unbekannt war uns beiden aber die 2013 eröffnete «Black Pearl». Sie verläuft eher im rechten Wandteil und muss mehrheitlich selber abgesichert werden. Mit Glück fanden wir am Sidelenbach noch einen freien Parkplatz, schulterten die Säcke und stiegen gemütlich über den Moränenweg zur Sidelenhütte hoch. Da die Sonne erst um 11 Uhr in die Südwestwand scheint und das steile Schneefeld unter dem Einstieg dank guter Abstrahlung noch hart gefroren war, genossen wir auf der Hütte eine längere Rast.

Trotz fehlender Sonne brachen wir kurz vor 10 Uhr trotzdem auf und konnten ohne Steigeisen zum Beginn der Route gelangen. Der Umstieg auf die Kletterfinken war dann etwas komplizierter. Dank zwei gut gesetzten Camalots mussten wir aber keine Angst vor einem Absturz haben. Der Schnee reichte noch weit hinauf (bis gut drei Meter unter den ersten Bohrhaken). Wie die Situation im Herbst aussieht, kann ich nicht beurteilen. Vermutlich lässt sich aber mit mobilen Mitteln doch einiges im Einstiegsbereich absichern. Durch eine schöne Verschneidung, in der eher kleine Cams versenkt werden können, erreicht man eine Plattenrampe. Diese verfolgt man bis über den Bohrhaken weiter und erwischt auf diese Weise eine waagrechte, griffige Schuppe, an der man sich nach links zum 1. Stand auf grosser Terrasse hangelt (6a, 40 m, 3 BH).

Der Start in den zweiten Abschnitt ist logisch und durch einen glänzenden Bohrhaken verifiziert. In der folgenden, atlethischen Piaz-Sequenz kann wieder mobil gesichert werden. Der eher rundliche Abschlussriss bis zum 2. Stand ist wieder durch einen Bohrhaken entschärft (6b, 45 m, 4 BH). Nun erblickt man über sich einen furchteinflössenden Felsausbruch. Scheinbar verlief die Originalroute über dieses Teil, welches nun (inkl. Bohrhaken) auf dem Sidelengletscher ruht. Glücklicherweise ist aber auf der linken Seite eine neue Linienführung mit zwei Bohrhaken eingerichtet worden. Der 3. Stand befindet sich am Fuss einer markanten Verschneidung (6a, 35 m, 3 BH).

Durch die Verschneidung hoch (zwei Bohrhaken weisen den Weg), etwas knifflig über ein kleines Dach und weiter durch den markanten «grossen Bruder» der Startverschneidung. Im oberen Teil erkennt man eine Schlinge und ein Silberling. Die Standhaken finden sich an einem grossen Block auf der Unterseite (6a+, 40 m, 3 BH). Die folgende Länge ist meist einfache Blockkletterei und sieht von unten doch eher unlohnend aus. Die Erstbegeher fanden aber eine gute Linie und platzierten den nächsten Stand am Fuss des grossen Turms (5b+, 50 m, 2 BH).

In zwei schönen Längen überklettert man nun diesen Turm (6a+, 35 m, 1 BH und 6b+, 45 m, 4 BH). Beim Start in die Schlusslänge rätselt man vielleicht, wo nun der Weiterweg verläuft. Links an das Türmchen hoch und weiter durch den Offwith-Riss wäre wohl machbar, aber schlecht absicherbar. Optimaler ist es leicht rechts vom Stand entlang markanter Schuppen. Weiter oben weisen dann Bohrhaken den Weg. Die Route «Black Pearl» hat uns sehr gut gefallen. Die Risse und Verschneidungen können gut mobil abgesichert werden. Wo dies schwierig oder nicht möglich ist, steckt ein zuverlässiger Bohrhaken. Alle Stände sind perfekt mit zwei Ringen versehen.

So seilten wir fröhlich über die Route ab, was eigentlich problemlos machbar ist. Sogar der blockige Teil der 5. Seillänge war weniger mühsam als befürchtet. Hier muss man sicher auf ein paar lose Steine achtgeben. Am Einstieg wechselten wir am hängenden Seil das Schuhwerk und glitten die restlichen Seilmeter über den steilsten Teil des Schneefelds ab. Nun war der Schnee auch schön aufgeweicht, was uns ohne Schwierigkeiten zu unseren deponierten Rucksäcken absteigen liess. Endlich wurde der Heisshunger gestillt und auch ordentlich Durst gelöscht. Eine Viertelstunde weiter unten gabs dann vor der Sidelenhütte das verdiente Bier. Herzlichen Dank an Heinz Müller und seinen Seilpartner B. Egli für das Einrichten dieser schönen Route. So macht es wirklich Spass! Auch dir, Stine, gebührt mein grosser Dank für den genussvollen Klettertag am Gross Bielenhorn. Gerne wieder ein anderes Mal!