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Winterstock "Los Crystallos"

Erstbegehung
Winterstock "Los Crystallos", 6a+, 8 SL

Diese Neutour wird wohl nie oder nur höchst selten Wiederholer finden. Die amüsante Geschichte, wie es überhaupt dazu kam, möchte ich aber den Besuchern meiner Website nicht vorenthalten.

Eigentlich war an diesem sonnigen und warmen Samstag Kristallsuche angesagt. Schon lange hatten wir von unserem Biwak, der "Villa Erotica", immer wieder eine Wandpartie studiert, die verdächtige Anzeichen einer Kluft aufwies.

Im letzten Herbst entdeckten wir schliesslich bei einem Strahlgang ganz in der Nähe einen weiteren verdächtigen Satz hoch oben in der Wand, der uns Kristalle versprach. Die Frage war nun: Abseilen von oben oder von unten die vermeintlichen Klüfte anklettern? Wir entschieden uns für letzteres, packten die Akku-Bohrmaschine und 25 Bohrhaken in den Rucksack und zogen los gegen den Kessel der Grauen Wand.

Über ein steiles Schneefeld gelangten wir problemlos an die Felswand, just dort, wo sich eine kleine Terasse für's Umziehen geradezu anerbot. Rasch waren die Kletterpatschen montiert, die Bohrmaschine geschultert und allerlei Equipment umgehängt.

Mit möglichst wenig Materialeinsatz überwanden wir die ersten vier einfacheren Längen, legten da und dort einen Friend und machten Stand an Felszacken. Nun wurde es aber steiler und kompakter. Noch fehlten knapp 30 Meter zur vermuteten Kristallhöhle...

Vier Bohrhaken später machte ich direkt bei der Höhle Stand. Noch während ich meinen Bruder nachsicherte, grübelte ich bereits im Kluftsand, der leider der einzige Bewohner der doch gut und gerne 1 Meter tiefen Kluft war. Kein Spitz, nicht einmal eine Quarzscherbe lag in diesem Loch.

Der Weiterweg sah verlockend und kletterbar aus. So entschieden wir uns für die Fortsetzung der Kletterei. Nach dreissig Metern machte ich wieder Stand bei einer weiteren Kristallkluft. Hier konnten wir zwei fingerlange Spitzen bergen, dann war wieder Schluss!

Eine wunderschöne Verschneidung lockte uns weiter. An deren Ende entdeckte ich diesmal keine Kluft, aber einen soliden Abseilstand! Nun war auch das Rätsel der leeren Klüfte gelöst. Hier hatte schon mal ein Strahlerteam die Wand erkundet, mit grösster Wahrscheinlichkeit von oben mittels Abseilen. Wir hängten noch eine einfache Länge an, querten ein paar Meter nach rechts und seilten nun ebenfalls über die steile Wand ab.

Dabei kamen wir an drei weiteren, ebenfalls leeren Klüften vorbei, die allerdings anhand der angetroffenenen geologischen Anzeichen wohl nie Quarz in der gesuchten kristallisierten Form enthalten hatten.
Strahlnertechnisch hatten wir heute eine Niete gezogen, trotzdem war es ein genialer Tag mit einer unverhofften Erstbegehung über 8 Seillängen in ganz ansprechendem Fels.

Da wir die Route nur mit dem allernötigsten Material ausgerüstet hatten, verzichte ich bewusst auf ein Topo. Daher wir diese Linie wohl nie wiederholt werden, bis vielleicht wieder mal jemand vom "Gwunder" gepackt wird und in diese Wand einsteigt. Vielen Dank, Bruderherz! Es war wieder wie in alten Zeiten!