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Glatten Einsamer Wolf

Glatten "Einsamer Wolf", 6c+, 7 SL
Spontan finden Beat und ich einen freien Werktag, den wir in den steilen Kalkfluchten des Schächentals verbringen wollen. Auf der gemütlichen Anfahrt zur Alp Bödmern haben wir uns viel zu erzählen.
Das Vieh ist bereits wieder auf dem Urnerboden unten beim Grasen. Somit können wir bedenkenlos unser Vehikel bei der Alp parkieren und uns auf den Weg machen. Die Route "Einsamer Wolf" verläuft an der rechten Begrenzungswand des Flachen Pfeilers und ist beim Einstieg mit einer Chromstahl-Plakette beschriftet.

Gleich vom Start weg wird man auf der rauhen Platte gefordert und muss sich nach den spärlichen Griffen strecken. Die folgende, etwas grasige Passage stört nicht und führt rechtshaltend an den steilen Pfeiler. Die grobblockigen Griffe sollte man mit Vorsicht belasten. Sie sind zum Glück stabiler verankert, als es den ersten Anschein macht. Athletisch wird es im Mittelteil - direkt unter einem markanten Dach - welches man schliesslich rechtsherum dank guten Henkeln umgehen kann. Die zweite Länge ist von der Natur vorgezeichnet und kann dank dem markanten Schrägriss und ein paar Spreizschritten erklettert werden. Nun bezieht man einen bequemen Standplatz unter der eindrücklichen Steilwand.

In splitterigem Fels, jedoch stets gut gesichert, geht's nun in einer Rechtsschlaufe in die überhängende Verschneidung hoch. Trotz den grossen Henkeln werden nun die Unterarme gut durchblutet. Am Ende der Verschneidung lohnt sich der Blick nach links, wo ein paar scharfe Seitengriffe zur Lösung beitragen. Die Schlüsselstelle ist schliesslich der nun anstehende Rechtsquergang an seichten Griffen. Erneut darf man an einem komfortablen Standplatz den Seilpartner nachsichern.

Ein fieses Dächlein ohne nennenswerte Tritte bildet den Auftakt zur vierten Länge. Darüber wartet eine steile Wandpartie, die beim ersten Anblick ein mulmiges Gefühl auslöst. Die markant herausstehenden Blöcke scheinen wahllos aufeinander geschichtet zu sein. Ob die wohl halten? Sie tun es tatsächlich besser als befürchtet, obwohl Beat einen Tritt in den Abgrund befördert. So ist es eben manchmal am Glatten. Mit der nötigen Umsicht lässt sich diese Passage aber gut und sicher meistern.

Deutlich kompakterer Kalk erwartet uns in der 5. Sequenz. Fast zu kompakt entpuppt sich der unangenehme Aufsteher beim ersten Bohrhaken. Ein kaum erkennbares Griffloch und die benachbarte Leiste helfen schliesslich über diese Knacknuss hoch. Der Rest ist wunderbare Wandkletterei an scharfen Leisten.

In Länge 6 ist nochmals die feine Klinge gefragt. Kleingriffige Wandkletterei in meist festem Fels führt gerade hoch unter eine Dachlippe. Die direkte und sehr anspruchsvolle Überwindung dieses Vorsprungs kann man durch eine Rechtsschlaufe markant entschärfen. Mit einer gemütlichen Ausklinglänge erreichen wir das Wandbuch und damit das Ende der Route. Leider fehlt ein Bleistift in der Büchse, was einen Eintrag verunmöglicht. Über die mit Ringbohrhaken ausgestattete Route "Inkognito" seilen wir zurück zum Wandfuss. Keine Sorge! Die mit neuen Chromstahlplatten versehenen Abseilstände sind gut zu finden. Man kann praktisch der Linie des fallenden Tropfens folgen. Der letzte Stand unten im Gras ist wenige Meter rechts der Falllinie und gut geschützt unter einem Block montiert.

Die Route ""Einsamer Wolf" am Glatten (6b, 6b, 6c+, 6a+, 6b, 6b+, 5c+) hat uns sehr gut gefallen. Die ersten vier Längen sind steil und athletisch, die restlichen drei dann eher von der Marke technische Wandkletterei. Die Absicherung ist sehr vernünftig gewählt und könnte vereinzelt mit kleineren Camalots (0.5-1) ergänzt werden. Ein paar 6b-Stellen sind zwingend zu klettern. Besten Dank dem wackeren Erstbegeherpaar Ursi Zweifel und Felix Ortlieb für dieses sehr gelungene Werk. "Äs härzlichs Dankäscheen" natürlich auch an Beat für diesen genussvollen Klettertag.