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Sanierung Sohläblitz

Handegg Spiegelwand "Sohläblitz" 6a+, 9 SL (Sanierung)
Erste Strahlnertouren zu Beginn des Sommers 2020 bestätigten, was ich bereits vermutet hatte: Es lag immer noch ordentlich Altschnee in unserem Strahlnergebiet. So blieb mir etwas Zeit für ein lang gehegtes Projekt. An der Spiegelwand (Nomen est omen) hatten wir 1989 eine Neutour links der bekannten "Herrenpartie" von unten eröffnet. Es war damals ein verrücktes Kletterjahr mit fast neunzig MSL-Erstbegehungen. Leider setzten wir dabei mehr auf Quantität statt Qualität. Auf dieser Grundlage musste es auch bei der Begehung von "Sohläblitz" möglichst rasch vorwärts gehen.

Dies erklärt sicher, warum in den oberen Längen oft nur ein Bohrhaken auf 50 Meter gesetzt wurde. Es gehörte seinerzeit aber auch ein bisschen zum guten Stil, möglichst wenig zu bohren. Kein Wunder, kletterte heute niemand mehr diese durchaus interessante Route, die zudem fast immer trocken ist und im Frühjahr als erste Route der Spiegelwand ausapert. Eine Sanierung war also sicher angebracht. Ich freute mich riesig auf dieses Unterfangen und war zwecks mangelnder Verfügbarkeit von Kletterkollegen wieder einmal allein unterwegs.

Die Kletterei machte mir dabei weniger Sorgen, aber der mühsame Materialtransport zum Einstieg hoch entpuppte sich als Schinderei. In der Nacht zuvor hatte es noch heftig geregnet und das hüfthohe Gras in der Zustiegsrinne troff vor Nässe. Klatschnass erreichte ich den Fuss der Spiegelwand. Hier war ich echt froh, befanden sich im Rucksack auch trockene Kletterhosen. Bald war ich im Fels unterwegs und erreichte im gesicherten Soloaufstieg den ersten Standplatz auf einem bequemen Band. Rasch war auch das Seil fixiert und die Abseilbremse eingefädelt. So schwebte ich wieder zum Einstieg zurück, schulterte den schweren Rucksack und stieg an den Seilklemmen wieder hoch. Dieses Prozedere sollte sich an diesem herrlich warmen Tag noch mehrmals wiederholen.

Die neuen Bohrhaken setzte ich aus der Kletterstellung und räumte das alte Material erst beim Abseilen so schonend wie möglich aus der Wand. In der sechsten Seillänge stellte sich mir ein steiler Aufschwung entgegen, den ich im gleichen Stil überwand. Nun war das bequeme Band im oberen Wandteil erreicht. Hier setzte ich mich gerne etwas hin und entledigte mich der Kletterfinken - welche Wohltat nach den vielen Klettermetern auf heissen Platten. Obwohl der zweite Akku nur noch geringe Ladekapazität signalisierte, stieg ich bald weiter in das Granitmeer über dem Band. Nach vier weiteren Bohrlöchern war aber definitiv Schluss für heute. Meine Trinkflasche war ebenfalls leer, was mich sehnuchtsvoll zum kleinen Bächlein am Einstieg blicken liess. Die Abseilerei verlief zum Glück zügig und ohne Verhänger und schon bald konnte ich gierig meinen Durst am Wandfuss löschen.

Eine Woche später war ich erneut solo unterwegs und sanierte die restlichen drei Seillängen im oberen Teil. Während dem Abseilen putzte ich die Route so gut als möglich, weil mir mein Kletterkollege Ruedi Bunschi eine gründliche Inspektion meiner Arbeit angedroht hatte. Er, der uneingeschränkte "Putzteufel der Göscheneralp", kann es nicht ausstehen, wenn Grashalme aus einem Riss spriessen. Glücklicherweise verläuft die Route "Sohläblitz" mehrheitlich in blitzblankem Granit- so stand ich rasch wieder am Einstieg und konnte den ganzen Plunder aussortieren und anschliessend ein verdientes Fussbad im Bach geniessen.

Das Topo und ein Kurzbeschrieb der sanierten Route "Sohläblitz kann hier als pdf-Datei [1 357 KB] heruntergeladen werden. Ich wünsche allen Wiederholerinnen und Wiederholern viel Spass an der Spiegelwand der Handegg!