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Teufelswand "Alpentraum"

Teufelswand "Alpentraum", 7a, 10 SL
Ein Traum der Alpen - die Route "Alpentraum"! Der Name ist zugleich Programm und erfüllte alle Erwartungen. Schon lange hatte ich diese Tour auf meiner Liste. Die benachbarten Routen "Zeichen der Freundschaft", "Wilde 13" und "Pissoir du diable" kannte ich bereits von früheren Begehungen, so war auch der Abstieg ins Tüfelstal mittlerweile Routine.

Das dreimalige Abseilen in die Schlucht ist aber immer noch mit etwas Respekt vor einem unangenehmen Seilverhänger verknüpft. Auch die Bachquerung war diesmal nicht ohne nasse Socken und Hosenbeine zu haben. Dafür ist man auf der anderen Seite dank Fixseil und Grasband sehr rasch am Einstieg.

Beat übernahm gleich das scharfe Seillende und kletterte scheinbar locker zum ersten, komfortablen Stand hoch. In der Mitte dieser Länge (6a) verlangte ein Aufschwung mit einem Quergang ein gutes Auge, um den rettenden Griff zu erkennen.

Die zweite Länge (6c) folgte einer Piazverschneidung, die zu Beginn recht griffig ist. Weiter oben verrengt sich der Riss und bescherte mir aufgepumpte Unterarme. Als Langsamstarter war dies für mich nichts Ungewöhnliches. Zum Glück ist der zweite Teil dieser Länge eher technisch schwierig und nicht mehr so anstrengend. Die Bewegungsmuster waren vielfältig und machten gewaltig Spass.

Der Weiterweg (6c) war vor Ort dann für Beat völlig offensichtlich. Ein Handriss verlangte ein paar konsequente Klemmer und mündete dann in einen Körperriss. Dank einiger Griffe im Rissgrund artete diese Stelle nicht wie befürchtet zu einem Geschrubbe aus. Weiter oben folgten wieder sehr schöne Züge an Schuppen und Leisten.

Die vierte Länge (6b) ist noch logischer erkennbar: Eine 45 Meter lange Piazschuppe führt direkt durch das Gemäuer hoch. Links und rechts laden Tritte zum Verweilen ein. Sogar ein Klemmblock auf halbem Weg zum Stand dient als Rastposition. Ein wahrer Klettergenuss!

In der fünften Seillänge (6a) verschwand Beat hinter einem Turm und tauchte dann plötzlich rechts oben in der steilen Wand wieder auf, wo er genüsslich an guten Griffen zum Stand hochturnte. Beim Nachstieg studierte ich den gewaltigen Turm etwas genauer und musste mich sehr rasch von der grausamen Vorstellung lösen, das ganze Gebilde könnte einmal den Kampf gegen die Schwerkraft verlieren.

Nun standen wir am Beginn der Schlüssellänge (7a), die bereits fordernd startete und immer wieder Risswechsel beinhaltete. Die schwerste Stelle kam ziemlich genau zur Halbzeit, wobei ein Quergang an Untergriffen mit abschliessender Dach-Überwindung zur Lösung vorgestellt wurde. Der folgende Piaz an zunehmend schlechter werdenden Schuppen prüfte nochmals die Resistenz, bevor der finale Balanceakt mich zum Stand beförderte. Der sehr abwechslungsreiche und fordernde Abschnitt ist nicht zuletzt auch wegen seiner Länge von 40 Metern das "Pièce de Résistance".

Die folgende, siebte Länge (6c+) sah nicht wirklich einfacher aus. Eine - der Leser ahnt es bereits - Piazverschneidung machte den Auftakt, dann ist wohl eher Spreizen die erfolgsversprechenste Taktik. Der Untergriffquergang mit gewagtem Schlussgriff an eine runde Kante, und schon winkte mir Beat als Zeichen für sein Erreichen des Standplatzes. Gut gemacht, mein Freund!

Abschnitt 8, eine kurze Seillänge (5c) durch eine Verschneidung mit guten Griffen, teilten wir uns mit den ortsansässigen Ameisen. Eine kurze Störzone im Schiefer brachte mich zum Standplatz, wo ich auch ein bisschen vor dem thermischen Aufwind geschützt blieb.

Beat musste in der 9 Sequenz (6c) noch einmal Vollgas geben, ist doch der Hangelquergang und die anschliessende Verschneidung alles andere als gemütlich zu klettern. Besonders die sich verengenden Piazrisse verlangen vollste Konzentration. Diese Stelle ist aber, wie die gesamte Route perfekt abgesichert.

Zum Schluss durfte ich dann noch das Seil über flechtige, geneigte Granitbuckel (5a) zum höchsten Punkt der Wand ziehen und den strahlenden Beat nachsichern. Der ebene, mit Legföhren durchsetzte Platz ist ebenfalls das Terrain der Ameisen, die uns bereits an den Beinen hochkletterten. Wir dislozierten auf eine Granitplatte und genossen nach dreieinhalb Stunden in der steilen Wand den gemütlichen Sitzplatz und den Blick ins Göschenertal.

Ein Schnupf auf die gelungene Tour durfte selbstverständlich nicht fehlen. Nun lockte noch das Bier in Andermatt, welches aber mit dem Ausstieg entlang der Fixseile und dem Quergang über das "Insider-Geisswägli" zuerst noch verdient werden musste.

"Alpentraum" ist zu Recht ein absoluter Klassiker geworden. Die Kletterei ist fordernd und streng. Der physische Anspruch ist durchaus vergleichbar mit der benachbarten "Wilde 13", wenn nicht sogar leicht höher. Im Gegenzug ist die Ausrüstung perfekt und erlaubt den Verzicht auf die Mitnahme mobiler Sicherungsmittel. Besten Dank an das Erschliesserteam, die hier ein Meisterwerk abgeliefert haben und offensichtlich viel Arbeit in ihr Projekt gesteckt haben. Aus eigener Erfahrung weiss ich, was es bedeutet, die grasigen Risse der Schöllenen von der Vegetation zu befreien.

Vielen Dank und Gratulation an Beat. Die Klettertage mit Dir sind immer mit viel Genuss und Spass verbunden. Auf ein neues Projekt!