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Horefellifluh "Dri Wäbstübler"

Horefellifluh «Dri Wäbstübler», 7a, 5 SL
Nach dem interessanten Teildurchstieg der Route «Mastermind» wechselten wir quickfidel den Sektor. In wenigen Minuten Fussmarsch gelangten wir leicht aufsteigend und querend zum Einstieg der Route «Dri Wäbstübler» an der Kleinen Horefellifluh. Über den formschönen Pfeiler hatte ich zusammen mit verschiedenen Kollegen insgesamt vier neue Routen erschlossen. Nach wie vor kann man in diesem stillen Winkel der Göscheneralp in aller Ruhe klettern. Als willkommene Beilage geniesst man dabei ein faszinierendes Panorama mit dem Salbitschijen-Westgrat und dem vergletscherten Sustenhorn.

Erstaunlicherweise befand sich trotzdem eine Seilschaft in der benachbarten Route «Yakari» und hatte soeben die zwei schweren Einstiegslängen hinter sich gebracht. Wie sich später herausstellen sollte, waren das Wasi und Susanne. Mit Wasi war ich schon einige Male im Fels unterwegs gewesen und durfte mit ihm zusammen ein paar schöne Touren klettern. Die Welt ist wahrhaftig ein Dorf! So unverhofft trifft man sich manchmal. Der Routenname «Dri Wäbstübler» bezieht sich auf das ungeschickte Vorgehen während unserem zweiten Angriff in der jungfräulichen Route. So mussten wir vom vierten Stand bis zum Wandfuss abseilen und den vergessen gegangenen Ersatz-Akku holen. Ein ähnliches Manöver war nochmals nötig, um die fehlende Standplatz-Platte am Routenende zu setzen. Diesmal mussten wir aber nur eine Seillänge bis zum deponierten Rucksack zurücksteigen, wo das verflixte Teil deponiert war. (Siehe dazu auch den Bericht von der Erstbegehung)

Während wir uns anseilten, erzählte ich Stine diese Anekdote und den Zusammenhang mit dem Routennamen. Dann aber war es fertig mit Jux und Witz: Die erste Seillänge forderte totale Konzentration. An feinen, sehr kompakten Strukturen sucht man sich den besten Weg durch die steile Platte. Da wo zwei Bohrhaken ziemlich eng beieinander stecken, musste Ruedi Bunschi anlässlich der Erstbegehung zähneknirschend einsehen, dass man zum Bohren hier wirklich nicht mehr stehen kann. Die restlichen Haken hatte er aber alle aus der Kletterstellung gebohrt – eine respektable Leistung. Chapeau!

In der zweiten Länge folgt kurz vor dem Stand nochmals eine unglaublich feine und zwingende 6c-Kletterstelle über eine glatte Platte. Durch die etwas verzwickte Linienführung ist hier dem Seilverlauf Beachtung zu schenken. Allenfalls sollte man längere Schlingen verwenden oder in Halbseiltechnik klettern. Nun lassen die Schwierigkeiten etwas nach, aber einfach so durchmarschieren liegt nicht drin. Die vierte Länge ist etwas alpin angehaucht, dafür besticht die Schlusslänge wieder mit schönen Kletterbewegungen und raffinierten Strukturen.

Mit schmerzenden Zehen machten wir uns auf die Abseilfahrt, die idealerweise über «Indian Summer» erfolgt. Benutzt man den zweiten Stand der «Voie des Invalides», kommt man mit viermal Einfädeln locker zum Wandfuss. Die Hitze war nun deutlich spürbar, da kein Lüftchen wehte. So verzichteten wir auf eine dritte Route und folgten dem Lockruf des Weizenbiers bei Seraina im Gwüest. Stine, das war wieder ein genialer Klettertag im herrlichen Granit des Voralptals. Besten Dank und bis bald wieder…